STEFAN SCHESSL

Peinture Sublime

STEFAN SCHESSL

Peinture Sublime

Presented by

Christopher Chris Kramatschek

(mentalscape)

Wie war es möglich, dass ein Werk von so hoher Einschätzung so völlig im Verborgenen gedeihen konnte? Wie war es möglich, dass es so vollkommen durch die Maschen der sanktionierten Aufmerksamkeit schlüpfen und sich doch entfalten konnte? Unangefochten durch jede Enge?

Es war möglich, weil der Künstler es verstanden hatte, das Werk durch einen phänomenalen Absickerungsprozess bis auf ein Niveau „nahe Null“ voranschreiten zu lassen, das für den Markt nicht mehr in Betracht kam … und für das der Markt nicht mehr in Betracht kam.

(nach Paul Nizon, „Die Freiheit in der Vogelfreiheit, oder: der Künstler als Paria. Über Louis Soutter“)

„Im Zentrum meiner künstlerischen Forschung steht die Malerei. Diese Malerei ist NICHT immanenter Vollzug einer Expressivität oder Selbstausdruck, sondern ist Explikation. 

     Die Farbspuren auf meinen Bildfeldern sind Ergebnisse eines aleatorischen Prozesses, die aus keiner körperlichen Geste resultieren. Sie intendieren und realisieren (auf einer ersten Ebene) eine Verwischung der Grenze zwischen Absicht und Zufall … zwischen „vorgewusstem“ Bild und jenem Bild, das im Malprozess sich erst entwickelt.“

 

„Ich verstehe und untersuche und intendiere die Malerei als vielleicht letztes Ressort, um das einfache Konsumieren und „Lesen“ von Bildern zu umgehen und einen Schritt vor oder hinter die Bilder zu machen. Von hier aus werden die Bedingungen unserer Bildwahrnehmung zur Erscheinung gebracht; von hier aus bekommen wir ein kritisches Medium, das den Umgang mit Bildern tiefer ausleuchtet — ein erweitertes Praxisfeld, ein kritisches Programm der nachmodernen Kunst, das soziale, politische und ökonomische Rahmenbedingungen reflektiert.“

Die (Wieder)Entdeckung eines Malers

Private und öffentliche Sammlungen

Wäre Malerei noch eine Form der Kunst, dann wären die Arbeiten von Stefan Schessl ein Modell dafür, wie Kunst aussehen und was sie leisten könnte.

„Malerei muss etwas anderes in die Sichtbarkeit einbringen als dass sie Abbildungen repräsentierte oder Imagines präsentierte; ebenso kann es in der Malerei nicht darum gehen, ein Ausdrucksbedürfnis zu befriedigen oder das Subjekt in seinen pikturalen Äusserungen zu spiegeln – Malerei muss etwas anderes sein als ein narzisstisches Spiel von Imaginationen und Entäusserungen (…)

 

Nur in dem Maße, wie noch die Moderne sich selbst kritisiert, wie aufklärende Kritik in das Konzept der Moderne selbst hineingetragen wird (…) und so das Projekt der Moderne in einem kritischen Projekt der Selbstaufklärung weitergeführt wird, gibt es gute Gründe, Malerei zu betreiben.

    Doch sind diese guten Gründe selbstverständlich keine positiven Gründe, denn was Malerei sein kann und was sie zu leisten vermag, ist unklarer als je zuvor (…)

-ation, 2007, Acryl auf Polyester, 194 x 130 cm
OTE, 2009, Acryl auf Holz, 130 x 200 cm

 

Nur dort, wo sie offene Fragen aufwirft, wo sie unlösbare Widersprüche artikuliert, kann sich Malerei noch ereignen.

(…) denn indem Malerei an den Rändern wahrnehmungslogische Widersprüche präpariert, befragt sie das Selbstverständlichste und scheinbar Gewisseste überhaupt: das Sichtbare mit seiner unabweisbaren Evidenz.“

Johannes Meinhardt, „An den Rändern … in diesem Fall der Malerei“ in Katalog „in diesem Fall der Malerei“

ohne Titel, 2001, Lack und Acryl auf Aluminium 200 x 150 cm

Die Gemälde und Zeichnungen von Stefan Schessl arbeiten mit irreduziblen Vieldeutigkeiten; aber nicht nur mit semantischer Vieldeutigkeit auf der Ebene der Deutung und Bedeutung der Arbeiten, sondern, noch grundlegender, auch schon mit visueller Unentscheidbarkeit oder Vieldeutigkeit auf der Ebene der optischen Erfassung oder Identifikation des Sichtbaren. Damit nehmen sie eine radikale Position ein, die sie in der Geschichte der Hermeneutik an einem reflexiven Endpunkt situieren.“

(Johannes Meinhardt, „Die Lust der Differenz. Sensuell-ästhetische und wahrnehmungsreflexive Differentialität in der Malerei von Stefan Schessl“)

Malerei muss etwas anderes in die Sichtbarkeit einbringen als dass sie Abbildungen repräsentierte oder Imagines präsentierte; ebenso kann es in der Malerei nicht darum gehen, ein Ausdrucksbedürfnis zu befriedigen oder das Subjekt in seinen pikturalen Äusserungen zu spiegeln – Malerei muss etwas anderes sein als ein narzisstisches Spiel von Imaginationen und Entäusserungen;

 

Nur in dem Maße, wie noch die Moderne sich selbst kritisiert, wie aufklärende Kritik in das Konzept der Moderne selbst hineingetragen wird, (…) und so das Projekt der Moderne in einem kritisches Projekt der Selbstaufklärung weitergeführt wird, gibt es gute Gründe, Malerei zu betreiben. Doch sind diese guten Gründe selbstverständlich keine positiven Gründe, denn was Malerei sein kann und was sie zu leisten vermag, ist unklarer als je zuvor … 

Nur dort, wo sie offene Fragen aufwirft, wo sie unlösbare Widersprüche artikuliert, kann sich Malerei noch ereignen.

 

denn indem Malerei an den Rändern wahrnehmungslogische Widersprüche präpariert, befragt sie das Selbstverständlichste und scheinbar Gewisseste überhaupt: das Sichtbare mit seiner unabweisbaren Evidenz.

(J. Meinhardt Text zu „in diesem Fall der Malerei“)